Tokio (JAPANMARKT/fr) – Ein japanisches Startup aus zwei Ingenieuren und einem Designer revolutioniert das Geschäft mit der Prosthetik. Ihre Ersatzhand ist nicht nur preiswert, sondern auch modisch!
Preiswert, vielseitig, cool
Wer Finger, Hand oder Unterarm durch Unfall oder Krankheit verliert, muss weit über 10.000 Euro für einen bionischen Ersatz ausgeben, in vielen Ländern auf eigene Kosten. Doch die kompakte Handprothese des Tokioter Startups exiii kostet nur umgerechnet 250 Euro an Material für knapp 60 Plastikteile, die ein 3D-Drucker für den Heimgebrauch ausspuckt.
Der jüngste Prototyp HACKBerry wird über ein Smartphone mit einem einfachen externen Infrarotsensor gesteuert, der die Bewegungen der Bizepsmuskeln unter der Haut erkennt. Drei Motoren in der Robohand bewegen Daumen, Zeigefinger und die restlichen drei Finger als Einheit, das Handgelenk ist flexibel.
Die Träger können mit der 650 Gramm leichten Prothese Schuhbänder knoten, Reisverschlüsse öffnen und Buchseiten umblättern. Der Standard-Akku aus Kameras reicht für 12 Stunden. Am meisten fasziniert das futuristisch-coole Design mit den weichen Kurven und der Größe einer natürlichen Hand. Dafür gab es den IF Design-Preis in Gold.
Modischer Maschinen-Look
„Unsere Prothesen sollen ein Trendartikel wie ein Marken-Turnschuh werden“, sagt Mitgründer Genta Kondo. „Sie sind das ultimative Wearable.“ Die Nische – heute eine Domäne von Otto Bock – ist zu klein für große Stückzahlen. Aber die Träger könnten verschiedene Prothesen für unterschiedliche Anwendungen benutzen.
Zudem will Kondo mit Serviceangeboten Geld verdienen. Über Crowdfunding sammelte exiii zunächst 26.000 Euro ein, ein japanischer Inkubator stieg ein. Dann gewann das Startup 190.000 Euro Preisgeld beim Google Impact Challenge. Erste klinische Tests laufen.
Die Prothese muss zwar noch robuster werden. Aber die Kommerzialisierung dürfte 2016 gelingen – zum Herstellungspreis ohne einen Yen Gewinn. Denn die beiden Ingenieure und ihr Designer-Partner denken vor allem sozial, so lange ihre Forschungsarbeiten finanziert sind.
Foto: exiii